Am 02. November 2022 fand in Bremen der agps Fachtag Wirksamkeit von Maßnahmen“ statt. Mit der Einführung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) wurden die Begrifflichkeiten Wirkung und Wirksamkeit sowie eine Wirkungskontrolle rechtlich festgeschrieben. Das BTHG formuliert dazu Instrumente, die Leistungsträgern eine Wirkungskontrolle ermöglichen sollen. Dabei geht es natürlich auch die Berufliche Bildung in Werkstätten und das war Kernthema des agps-Fachtags, zu dem Philipp Hirth aus der Geschäftsführung von Werkstatt Bremen Martinshof die Gäste begrüßen konnte.
Festzuhalten galt es an diesem Tag: Die agps verfügt aus der Zusammenarbeit vieler Jahre, wissenschaftlich fundiert, über eine hohe Qualität in ihren Instrumenten. Ein methodisch-didaktisch definierter Lernweg, ein standardisiertes System gemeinsamen, aber zugleich personenzentrierten Lernens und nicht zuletzt der große Erfahrungsschatz, der sich aus der Summe der pädagogischen Kompetenzen der heute 23 Mitglieder-Einrichtungen ergibt. Das alles hob Ulrich Schlösser, zweiter Vorsitzender der agps, in seinem Grußwort hervor.
Wie also die Wirksamkeit in der Eingliederungshilfe, bei Bildungsmaßnahmen, neutral und nachprüfbar messen? Dr. Michael Weber (Geschäftsführer des Heilpädagogischen Zentrums Krefeld) stellte in seinem Vortrag das bekannte Leistungsverhältnis von Leistungsberechtigtem, Leistungserbringer und Leistungsträger vor. Was wirkt wie und können Wirkungen überhaupt monokausal sein oder geht das nur in einem experimentellen Design? Der individuelle Effekt nämlich biete noch lange keine Garantie für einen konkreten kausalen Zusammenhang, so Weber. Wirksamkeit, also letztlich die Qualität eigener Angebote zu messen, sei schwierig. „Qualitätsmanagement-Konzepte und Wirksamkeitsanalysen sind nicht identisch.“
Sebastian Ottmann vom Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit (Evangelische Hochschule Nürnberg) ging als zweiter Redner auf Wirkmodelle ein und stellte sogenannte Ankerwirkmodelle vor, die Leistungserbringer, jeweils adaptiert, übernehmen könnten. Ganz maßgeblich für solche Modelle seien natürlich einheitliche Indikatoren, um Vergleichbarkeit und eben valide Messdaten zu erzeugen. Wichtig sei in jedem Fall, ehrlich mit dem Begriff „Wirkung“ umzugehen, also zwischen sichtbarem Effekt, plausibler Wirkung und nachgewiesener Wirkung zu unterscheiden. Auch die Fokussierung auf quantitative Indikatoren (wie viele Teilnehmer:innen wechseln auf den Arbeitsmarkt?) sei irreführend.
Weber und andere hatten für die BAG WfbM eine Bestandsaufnahme zur Umsetzung von Wirksamkeitsprüfungen im Rahmen des BTHG erstellt. Tenor auch hier: Es gibt, bedingt auch durch förderale Strukturen auf Bundesebene, kein gemeinsames Verständnis von Wirksamkeit und deren Messbarkeit.
Nach so viel Theorie ging es nachmittags in die Fachtag-Praxis: Vier Arbeitsgruppen widmeten sich den Fragen „Welche Wirkungsaspekte lassen sich bereits in den Materialien der agps wiederfinden? Welche Aspekte sind bisher wenig berücksichtigt worden? Was können wir konkret verändern, um die Wirkung darzustellen?“. Stichworte wie die Vergleichbarkeit einer Gruppe in Bezug auf Lerneinheiten, die Kontrolle individueller Lernziele, ein Monitoring in definierten Zeitabständen, der Mangel an Studien über die Durchführung und Wirksamkeit von Lerneinheiten fielen. Die Dokumentation und Auswertung soll digital besser erfasst werden.
Insgesamt ein produktiver, facettenreicher Fachtag um ein Thema der Zukunft, da waren sich die Teilnehmenden einig.
(Die Handouts der Vorträge finden Sie im Downloadbereich)