Ministerin Anja Karliczek beeindruckt von Ergebnissen der agps e.V.
Bericht von Jörg Birgoleit
Ladbergen. Welche Handlungskompetenzen erwerben junge Menschen in der Beruflichen Bildung? Was für Praxisanteile erleben sie hier? Wie lässt sich diese Bildung standardisieren? Was ist notwendig, um auch komplexe Behinderungen einzubeziehen? Viele Fragen hatte Anja Karliczek beim Besuch im Berufsbildungsbereich der Ledder Werkstätten am 24. Januar in Ladbergen mitgebracht. Die Bundesbildungsministerin möchte 2019 zum „Jahr der Berufsbildung“ machen. Am Herzen liegt der Christdemokratin, dass die handwerkliche Ausbildung gleichberechtigt neben der universitären steht. Und auch, dass Menschen mit Behinderung umfassende Bildungsangebote bekommen.
Genau das leistet der Berufsbildungsbereich der Ledder Werkstätten seit vielen Jahren im Rahmen eines bundesweiten Netzwerks, der Arbeitsgemeinschaft pädagogische Systeme (agps e.V.): Inzwischen 14 Werkstätten haben darin ein standardisiertes Bildungssystem entwickelt. Anja Karliczek zeigte sich bei der Präsentation beeindruckt vom Umfang der Lernmaterialien. Die Ministerin ließ sich von Melanie Niewand auch über die methodische Systematik des Lernens informieren. Im Rahmen dieser Systematik entstehen in der Arbeitsgemeinschaft anschauliche Lerneinheiten, die sich an den Inhalten der Bildungsrahmenpläne orientieren. Lerneinheiten zu übergreifenden Themen zur Förderung der personalen Kompetenzen runden das Angebot ab.
Aktuell 50 überwiegend junge Menschen, Maßnahmeteilnehmer der finanzierenden Agentur für Arbeit und der Rentenversicherung, durchlaufen diese Prozesse im „QuBuS“, entdecken über 27 Monate Fähigkeiten, entwickeln sie in mehreren Praktika weiter und wechseln danach in den Arbeitsbereich ihrer Wahl. Abläufe und methodisches Material schaute sich die Ministerin genau an, um sich dann Zeit für direkte Gespräche mit Beschäftigten zu nehmen. Wie bewerten Sie das Bildungsangebot? Wie nehmen Sie die Vielfalt im „QuBuS“ wahr? Matthias Haverkamp beispielsweise erklärte ihr konkret den Umgang mit seiner Zählhilfe, um dann zu abstrahieren: „Wir machen hier viele verschiedene Sachen. Immer was Neues. Wir bekommen immer Hilfe.“
Tatjana Klausmeier schilderte ihre Wahrnehmung der Beruflichen Bildung und insbesondere der Lerneinheiten: „Ich habe hier weniger Stress und kann die Arbeit ohne Druck tun. Wir lernen hier auch Sachen für zuhause, so für den Alltag. Dass wir zum Beispiel gut miteinander umgehen.“
Zwei Hinweise nahm Anja Karliczek mit nach Berlin: Bislang werde die Berufliche Bildung in Werkstätten im Berufsbildungsgesetz gar nicht berücksichtigt, so Andreas Laumann-Rojer (Werkstattleitung). Er wies auf neue harmonisierte Bildungsrahmenpläne aus der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten hin, die jetzt in den politischen Raum gelangen. Ein weiteres drängendes Problem bestehe darin, dass jungen Menschen, die inklusiv beschult würden, aber noch nicht volljährig seien, der Anschluss nach der zehnten Klasse fehle. Die Ministerin hörte zu und versprach, sich für die Anerkennung der Beruflichen Bildung einzusetzen. Auf Dauer werde es darum gehen müssen, auch unterhalb der dualen Ausbildung, also der Lehre, Teilabschlüsse und Qualifikationen gesetzlich zu verankern.